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Interview auf der Terrasse der Tagespflege mit Kristina

Als ich zum Interview in die Tagespflege komme, treffe ich Kristina gerade bei einer Quizrunde mit einigen Senioren im oberen Stockwerk der Tagespflege. Wer-Wird-Millionär und Galgenmännchen werden hier gerade gespielt, bevor es zum Mittagessen in den großen Saal der Tagespflege geht. Ich setze mich dazu und schaue Kristina einige Minuten über die Schulter. Dieses Angebot ist Teil der MAKS Therapie, die bei Menschen mit dementieller Veränderung eingesetzt wird. Nach der Quizrunde räumen wir auf, begleiten die Senioren zur Toilette und im Anschluss zum Mittagessen. Während fast alle Senioren Mittagessen, sitze ich mit Kristina im Garten der Tagespflege und stelle einige Fragen, die mir vorher im Büro eingefallen waren.

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Kristina ist seit 10 Jahren in der Pflege tätig. Ursprünglich hat sie nach der Schule eine Ausbildung zur Bürokauffrau begonnen, stellte aber schnell fest, dass sie viel lieber mit Menschen arbeiten möchte. Nach der Qualifikation des Pflegebasiskurses arbeitete sie zunächst in der ambulanten Pflege, stellte aber für sich fest, dass sie sich mehr Zeit für die Probleme der Senioren nehmen und nicht von Häuslichkeit zu Häuslichkeit fahren möchte. In der Zeit der ambulanten Pflege hatte sie wenig Zeit für die Kunden, da die Zeitfenster eng getaktet waren. Heute arbeitet sie in der Tagespflege und kann mit den Tagesgästen Small Talk halten und sich gezielt um Probleme kümmern. Sie empfindet diese Arbeitsweise als entspannter, zugewandter und freundlicher und freut sich dabei jeden Morgen auf einen neuen Tag in der Tagespflege. Im Gespräch merke ich schnell wie viel Freude Kristina ihre tägliche Arbeit hier macht und wie einfühlsam sie mit den Tagesgästen umgeht. Als ich sie frage, ob ihr eine Alltagssituation einfällt, bei der sie aus Liebe handelt, antwortet sie: #mitliebe jeden Tag und betont das Geben und Nehmen zwischen den Pflegern und den Tagesgästen. Letztens beim gemeinsamen Kochen mit den Tagesgästen haben sich die Tagesgäste bedankt, dass es geschmeckt hat und sie so viel Freude beim Zubereiten hatten. Gerade im Umgang mit dementiell veränderten Menschen merkt man je nach aktuellem Gemütszustand wie dankbar die Senioren gegenüber Kristina und ihren Kolleginnen sind. Während wir nach einem Ort suchen, um ein Foto aufzunehmen spricht Kristina ein Tagesgast an. Ich verstehe schnell um was es geht. Die Seniorin meint im Fahrstuhl: „Ich habe heute mein Handy mit. Können wir uns das nachher gemeinsam ansehen?“ Ja, natürlich. Kristina erzählt mir später, dass die Seniorin ein Seniorenhandy hat und eine Telefonnummer eingespeichert werden muss. Sie sagt auch, dass es schön ist, gebraucht zu werden und etwas zurückzugeben und dass das ihre Arbeit ausmacht. Zu der Fragestellung, was in der Politik geändert werden muss, damit der Pflegeberuf attraktiv bleibt hat Kristina eine klare Vorstellung. Neben den schlechten Arbeitszeiten in Krankenhäusern und Pflegeheimen schreckt vorrangig der Personalmangel und die große Verantwortung auf den Einzelnen ab. Sie denkt, dass viele junge Menschen ihren Beruf danach auswählen wie viel Geld sie verdienen. Sie betont, dass es aber darauf ankommt Freude bei der Arbeit zu haben und etwas mit Herzblut zu machen. Wichtig ist auch, dass der ausgewählte Beruf zu dir und der eigenen Persönlichkeit passt, denn diesen Beruf möchtest / sollst du schließlich bis zur Rente machen.

Zum Abschluss: Wie würdest du deine Arbeit in 5 Worten beschreiben? Kristina: „abwechslungsreich, wertschätzend, herausfordernd, liebevoll und mit viel Spaß. Ich komme gern hierher!“

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Kristinas Kollegen bei ihrer täglichen Arbeit in der Diakonie-Tagespflege

Die tägliche Arbeit #Ausliebe in der ambulanten Pflege mit Sabine

Es ist Montagmittag als Sabine ins Büro von ihrer Tour zurückkommt. Sabine hat in Ihrem Dienst heute diverse Hilfestellungen bei großen, - und kleinen Körperpflegen, dem Reichen vom Frühstück, Helfen beim Anziehen und dem Lüften am Morgen gegeben. Wir setzen uns ins Büro und fangen an miteinander zu sprechen. Sabine ist seit 20 Jahren als Pflegekraft in der ambulanten Pflege tätig und macht ihre tägliche Arbeit sehr gerne. Besonders gut an Ihrer Arbeit gefällt ihr die Wertschätzung und Dankbarkeit, die sie von unseren Kunden zurückbekommt. Sie macht ihre Arbeit #ausliebe und geht dabei liebevoll auf den Kunden ein, Sie sagt, wie wichtig es ihr ist menschlich und liebevoll im Alltag zu handeln. Für Sie zählt am Tagesende, dass  sie mit ihrer Arbeit etwas Gutes tun konnte. Dabei tut es auch einmal gut den Kunden beim Umsetzen vom Bett in den Rollstuhl in den Arm zu nehmen. Während der Corona-Pandemie war dies natürlich etwas anders. Sie sagt, dass es durch die Corona- Pandemie gegenüber der Arbeit in der Pflege mehr Wertschätzung gibt. Viele Fernsehdokumentationen, die die Menschen informieren sollten stammten allerdings aus Krankenhäusern oder aus Pflegeheimen. Sabine gibt zu, dass sie es schade findet, dass in solchen Medienberichten oft nicht die ambulante Pflege berücksichtigt wurde. Auch hier wurden Hygienevorschriften eingehalten und Kunden weiterhin in der eigenen Häuslichkeit betreut. 

In den letzten Jahren hat sich in diesem Arbeitsbereich viel verändert. Oft spüren die Kollegen die massive Personalknappheit und den geringen Zuwachs von Fachkräften in der Pflege. Sabine meint, dass der Beruf für junge Menschen nicht attraktiv genug dargestellt wird. Natürlich gibt es Nachteile, wie beispielsweise Wochenend, - und Feiertagsarbeit im Früh, - und Spätdienst, aber das Positive ist vor allem die Dankbarkeit, die Sabine und ihre Kollegen zurück bekommen. Es sollte dabei nicht immer nur um die negativen Aspekte gehen, sondern der Beruf bringt vor allem auch viel Freude. Mit der Aufnahme in den Tarifvertrag, den die Diakonie-Station zahlt hat sich auch die Bezahlung zum positiven entwickelt, sagt Sabine.

Ihre Arbeit beschreibt Sabine mit den abschließenden Worten: Freude, Dankbarkeit, berufliche Erfüllung, lachen und weinen

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Diese Uhren haben die an Demenz erkrankten Bewohner unserer Wohngemeinschaft zum Thema #5nach12 gestaltet.

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Der gewählte Beruf aus Leidenschaft mit Herz

Als wir zum Telefonieren verabredet sind, erklingt am anderen Ende der Leitung eine freundliche und ruhige Frauenstimme. Melanie (Name geändert) arbeitet seit kurzem in unserer Wohngemeinschaft. 24 Jahre und davon 23 Jahre arbeitet Melanie schon im Bereich der Pflege, vor ihrer Tätigkeit in der Wohngemeinschaft arbeitete sie in der ambulanten Pflege. Zuvor fuhr Melanie täglich mit dem Fahrrad von Klient zu Klient und versorgte die Kunden in ihrer eigenen Häuslichkeit. Dabei entstanden durch das fahren mit dem Fahrrad mehr Fahrzeiten als eigentliche Betreuungszeiten. So kam der Wunsch auf, wieder mehr am Patienten zu arbeiten und regelmäßig für den gleichen Klientenstamm da zu sein. In unserer Wohngemeinschaft leben acht dementiell veränderte Senioren, die eine 24h Betreuung bekommen. Besonders gut an dieser beruflichen Veränderung gefällt Melanie, dass Sie mehr Zeit für die Klienten hat und Kollegen um sich hat. Dabei entspricht sie wieder ihrem ursprünglichen Berufswunsch Zeit mit Menschen zu verbringen und ihnen im Alltag zu helfen.

Sie betont die tolle Atmosphäre in der Wohngemeinschaft. Dort hat sie nun Zeit mit den Senioren zu tanzen, zu spielen, aber auch im besonderem Maße die Körperpflege durchzuführen, beispielsweise den Klienten beim Schminken zu helfen. Melanie sagt, dass der Hashtag #Ausliebe gut zu ihrem Alltag passt. Sie handelt während der Pflege und bei der Arbeit mit den Bewohnern täglich nach diesem Prinzip und bezieht viel Herzliches mit ein. Sie sagt auch, dass man diesen Beruf nur ausüben sollte, wenn man mit ganzem Herzen dahinter steht. Zum diesjährigen Motto zum Tag der Pflege hat sie ähnlich wie ihre Kollegen auch ein klares Statement: „Es wird immer alte Menschen geben, aber gibt es, wenn wir alt sind, noch Menschen, die uns gern und professionell pflegen?“ Mit dieser Fragestellung sagt sie, sollte die Politik ihre Wahlprogramme umsetzen und den Menschen, die täglich in diesem Bereich arbeiten Wertschätzung und Respekt entgegenbringen.

5 Worte zu deiner Arbeit, Melanie? Melanie: Beruf aus Leidenschaft mit Herz

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Kompressionsstrümpfe, Medikamente und Wundversorgung mit Bettina

Die Tür der Einsatzzentrale geht auf und vor mir steht eine fröhliche Bettina, die gerade ihre Tour der Krankenpflege beendet hat.  Bettina arbeitet schon seit 34 Jahren in der Pflege und seit 8 Jahren bei uns in der ambulanten Krankenpflege. Angefangen hat sie als Jugendliche in einer Arztpraxis, entdeckte dann die Arbeit im Krankenhaus und in verschiedenen Seniorenpflegeeinrichtungen  für sich und hat dort berufsbegleitend ihr Examen als Altenpflegerin absolviert. Am heutigen Tag hat sie viele unserer Kunden am Morgen für die Fahrt in die Tagespflege beim Anziehen von Kompressionsstrümpfen unterstützt. Weitere Aufgaben an diesem Vormittag waren das Geben und Vorstellen von Medikamenten und die Versorgung mithilfe einer Trachealkanüle. Wir kommen schnell ins Gespräch und Bettina berichtet kurz von ihrem Tag und wie es einzelnen Klienten heute geht. Zu Ihren liebsten Aufgaben in der Krankenpflege gehört die Wundversorgung.

Wir sprechen über den Wandel in der Pflege und sie gibt mir schnell ein Feedback, dass sich die Aufgabenbereiche im Wesentlichen nicht verändert hätten, aber viel Dokumentation der Vorgänge dazugekommen sind und dies am Ende weniger Zeit für den Kunden bedeutet. Durch den kleiner gewordenen Personalschlüssel geht ein Stück weit auch die Menschlichkeit und Zeit für die Menschen im Alltag verloren, sagt sie. Eine besonders schöne Alltagssituation, die sie im Gespräch hervorhebt ist ein besonderes Lob von einem Kunden, der Trinknahrung bekommt und bei vielen Einsätzen im Vorfeld bemängelt hat, dass es diese nur in einer Sorte gibt. Bettina konnte organisieren, dass die Packung jetzt mehrere Sorten enthält und freute sich über ein großes Lob des Kunden. Beide Lachen im Einsatz vor Ort gern gemeinsam. „Es ist schön gebraucht zu werden und den Kunden eine Unterstützung zu sein.“, sagt Bettina und schmunzelt. Im Kurzresümee würde Bettina ihre Arbeit wie folgt beschreiben: Herausforderung, Spaß, gebraucht werden, Stress und Dankbarkeit.

Bettina unterstützt im Gespräch auch die Kampagne zum Motto #5nach12. Bettina wünscht sich wie viele andere Kollegen, dass die Politiker die gemachten Wahlprogramme umsetzen und im Bereich der Pflege Gehälter und den Personalschlüssel in den Einrichtungen aufstocken. Auch der gesetzlich festgelegte Mindestlohn für die Pflege hindert nicht den  Wettbewerb zwischen Kliniken und der Privatwirtschaft. Es wird hier wohl weiterhin einen  Konkurrenzkampf geben.

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Diese Uhren haben die an Demenz erkrankten Bewohner unserer Wohngemeinschaft zum Thema #5nach12 gestaltet.